Die BernCity-Mitglieder haben Fragen und Herausforderungen diskutiert.
Pilotprojekt Ladenöffnungszeiten
Seit dem 1. Dezember 2023 dürfen die Geschäfte in der Berner Innenstadt am Samstag und vor Feiertagen eine Stunde länger öffnen. Die Kundinnen und Kunden können nun bis 18 Uhr einkaufen. Im Gegenzug wurde der Abendverkauf am Donnerstag um eine Stunde gekürzt. Das Pilotprojekt Ladenöffnungszeiten dauert bis Ende 2025.
An unserem Informationsanlass Ladenöffnungszeiten haben Sven Gubler, Präsident BernCity, und Ruedi Flückiger, Geschäftsleiter Kaufmännischer Verband Bern, am 18. Juni 2024 im Polit-Forum Bern zuerst die Grundlagen und das Potenzial des Pilotprojekts wiederholt, bevor sie auf konkrete Fragen eingegangen sind. Daraus hat sich eine konstruktive Diskussion ergeben. Viele Anwesende haben von ihren eigenen Erfahrungen erzählt und dabei ein mehrheitlich positives Bild gezeichnet.
Ziele und Herausforderungen des Pilotprojekts
Das Einkaufen am Donnerstagabend hat sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr auf den ganzen Samstag verschoben. Das Pilotprojekt reagiert auf dieses veränderte Konsum- und Gesellschaftsverhalten, um die Umsätze der Geschäfte zu stabilisieren und zu steigern. Gleichzeitig wird damit der Übergang in die Gastronomie verbessert, indem ein durchgängiges Einkaufs- und Abendessen-Erlebnis ermöglicht bzw. erleichtert wird.
Ob die verschobene Stunde zu einer Mehrbelastung für das Personal führt, wie das einige Stimmen befürchten, wird vom Amt für Wirtschaft ausgewertet. Zurzeit wird dort ein Verfahren zur Überwachung und Bewertung des Pilotprojekts erarbeitet. Erfahrungen aus dem Bahnhof Bern oder der Gastronomie mit noch längeren Öffnungszeiten können diese Bedenken nicht bestätigen. Und es ist wichtig zu betonen: Es ist für die Läden freiwillig, ob sie am Samstag eine Stunde länger öffnen oder nicht.
Möglicherweise könnte auch ein Gesamtarbeitsvertrag (GAV) helfen, die Arbeitsbedingungen im Detailhandel zu vereinheitlichen, was einem Bedürfnis gerade von jungen Detailhandelsfachangestellten entspricht. Im GAV liessen sich auch die Ladenöffnungszeiten verbindlich festlegen.
Mehrheitlich positive Erfahrungen
Die Anwesenden erleben die veränderten Öffnungszeiten unterschiedlich. Sie sind sich aber bewusst: Steht jemand vor einer verschlossenen Ladentüre, ist es gut möglich, dass er oder sie das Gewünschte anderswo im Internet bestellt und schlimmstenfalls noch ein schlechtes Google-Review hinterlässt.
«Als Detailhändler soll man die Möglichkeit haben, dann zu öffnen, wenn es etwas bringt. Deshalb hoffen wir, diese Stunde am Samstag auch nach dem Pilotprojekt beibehalten zu können», sagt einer der Anwesenden. Gerade bei den grösseren Geschäften sind am Samstag auch Studierende im Einsatz, die sich über die zusätzliche Stunde Lohn freuen. Oder über den späteren Arbeitsbeginn: Der Warenhaus-CEO öffnet seither am Samstag eine Stunde später. Und betont, dass bei ihnen alle Angestellten weiterhin mindestens zwei Samstage pro Monat frei haben. Positiv aufgenommen wurden auch die kürzeren Öffnungszeiten am Donnerstagabend, meint der Berner Verkaufsleiter einer Supermarktkette.
Aber es gibt auch andere Wortmeldungen: «Für viele unserer Mitarbeitenden ist die Stunde am Samstag wichtig, um heimzukehren, zu kochen, Zeit mit der Familie zu verbringen.» Der Modehaus-Leiter verzichtet deshalb auf den längeren Verkauf am Samstag.
Wir danken dem Polit-Forum Bern für das Bereitstellen des passenden Veranstaltungsorts.
Präsentation «Informationsveranstaltung Ladenöffnungszeiten» (PDF)